Zaun-Abstand Grundstücksgrenze: Diese Richtlinien gelten
Eine stabile Einfriedung erfüllt unterschiedliche Zwecke
- Sie verhindert, dass Menschen und Tiere das Grundstück betreten können.
- Sie bietet Schutz vor klimatischen Einflüssen und Immissionen.
- Sie dient als Sichtschutz.
Der Begriff „Einfriedung“ sollte also wörtlich genommen werden und soll dem Grundstückseigentümer Frieden und Ruhe vor äußeren Einflüssen verschaffen. Zäune werden je nach Material (Holz, Gabionen, Metall usw.), Bauweise (Latten, Draht, Eisen usw.) und Verwendungszweck (Gartenzaun, Sichtschutzzaun, Weidezaun usw.) unterschieden.
Gibt es eine Verpflichtung zur Einfriedung?
Wenn ein Nachbar darauf besteht, dass ein Grundstücksbesitzer sein Land einzäunt, stellt sich die Frage: „Ist dies überhaupt erforderlich?“
Gibt es eine Verpflichtung, ein Grundstück einzufrieden? Die Antwort ist nicht eindeutig und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Grundsätzlich hat ein Grundstücksbesitzer das Recht, zu entscheiden, ob er sein Grundstück einzäunt oder nicht.
Gibt es eine Verpflichtung, ein Grundstück einzufrieden? (Foto: AdobeStock – 649068228 New Africa)
Es gibt jedoch gesetzliche Bestimmungen, die dieses Recht einschränken können, und die Regelungen variieren von Bundesland zu Bundesland.
Zum Beispiel schreibt das Land Baden-Württemberg vor, dass bebaute Grundstücke im Außenbereich eingefriedet werden müssen, wenn dies zum Schutz des Grundstücks erforderlich ist.
In Brandenburg hingegen wird verlangt, dass Grundstücksbesitzer ihr Land immer auf der rechten Seite einzäunen müssen.
Video: Einfriedung – Was bedeutet Einfriedung? Baufinanzierung-Lexikon baufinovo
Wer übernimmt die Aufwendungen für einen Zaun?
Im Grunde genommen ist derjenige verantwortlich für die Kosten, der die Verpflichtung zur Einfriedung trägt. Wenn beide Nachbarn zur Einfriedung verpflichtet sind, sollten sie sich die Kosten teilen. In einer guten Nachbarschaftsbeziehung sollte jedoch auch ohne diese Verpflichtung die Aufteilung der Kosten selbstverständlich sein, da schließlich beide Parteien von der Umzäunung profitieren.
Die Einfriedung markiert nicht nur die Grundstücksgrenze, sondern verhindert beispielsweise auch, dass Hunde und andere Haustiere ungehindert auf das jeweils andere Grundstück gelangen. Daher ist es ratsam, zumindest die Frage der Kostenverteilung anzusprechen, da in der Regel eine Einigung erzielt werden kann.
Video: Immobilien: Auf gute Nachbarschaft – Wenns trotzdem kracht hilft das Nachbarrecht
Gerichtsverfahren: Uneinigkeit unter Nachbarn bezüglich des Zauns
Es gibt viele Gründe für Konflikte, und nicht selten beschäftigen sich Gerichte mit Fällen, in denen ein Nachbar mit dem Zaun eines anderen Nachbarn nicht einverstanden ist.
Der Abstand wurde nicht eingehalten, der Zaun ist zu hoch, zu dicht oder passt nicht zum Erscheinungsbild des Grundstücks: Schon so mancher Nachbar hat nach Gründen gesucht, warum der Zaun nicht in Ordnung sein soll, und sich an das Gericht gewandt.
Urteil: Ein Zaun, der Nachbarn und Grundstücke spaltet
Ein gutes Beispiel für die Spaltung von Nachbarn aufgrund von Zäunen findet sich in Stuttgart-Degerloch.
Dort wurde vor einem Geschäftsinhaber ein Zaun aus Stabmatten errichtet, der direkt vor das Fenster gesetzt wurde. Die Begründung dafür war, dass in der schmalen Straße immer Autos geparkt hätten, wodurch der Weg versperrt gewesen sei.
Ein Poller hätte nicht ausgereicht, daher der feste Zaun. Für die Besitzerin des Ladens bringt das jedoch den Nachteil mit sich, dass sie ihr Schaufenster nicht mehr dekorieren kann und dass mögliche Dekorationen niemand mehr sieht. Jeder hält sich für im Recht, eine Einigung scheint nicht möglich.
Urteil: Zaun muss einvernehmlich errichtet werden
Im April 2018 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass ein Zaun einvernehmlich errichtet werden muss. Nachbarn sollten sich abstimmen, bevor sie die Einfriedung vornehmen. Es ging in dem Fall um einen Zaun, der bereits seit vielen Jahren stand.
Ein Nachbar entschied nun, dass der Zaun so nicht ausreichend sei und setzte einen Holzzaun auf sein Grundstück, also neben die Grundstücksgrenze.
Damit wiederum war der andere Nachbar nicht einverstanden und klagte. Der Kläger bekam Recht, weil es einem Nachbarn wohl ohne Zustimmung des anderen untersagt sei, den Zaun zu verändern. Es ging um den Lichteinfall und um die räumliche Wirkung des Grundstücks (Aktenzeichen V ZR 42/17).
Urteil: Blickdichter Zaun ist hinnehmbar
Das Verwaltungsgericht Berlin entschied in einem Fall, dass es durchaus akzeptabel sei, einen blickdichten Zaun zu errichten. Ein Nachbar hatte diese Art von Zaun auf seinem Grundstück errichtet, und der andere Nachbar war nicht einverstanden.
Es handelte sich um einen Metallzaun, der etwa zehn Meter lang und 1,70 Meter hoch war. In erster Instanz verlor der Beklagte, weil die Richter entschieden, dass der Zaun das Erscheinungsbild verunstalte und jede zweite Latte des Metallzauns entfernt werden müsse.
Das Verwaltungsgericht Berlin sah dies jedoch anders und urteilte, dass aufgrund der geringen Ausmaße des Zauns keine Verunstaltung erkennbar sei und auch keine öffentlich-rechtlichen Belange gestört würden.
Der Grundstücksbesitzer darf seinen blickdichten Sichtschutzzaun behalten, und ein solcher Zaun muss akzeptiert werden (Aktenzeichen VG 13 K 122.16).
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Häufige Fragen und Antworten
Wie viel Abstand sollte zum Nachbargrundstück gehalten werden?
Der Zaun sollte an der Grundstücksgrenze platziert werden, wenn ein Nachbar zur Einfriedung verpflichtet ist. Wenn beide Nachbarn für die Einfriedung verantwortlich sind, können die Zäune direkt an der Grundstücksgrenze errichtet werden.
In Fällen, in denen landwirtschaftliche Flächen angrenzen, kann das Baurecht vorschreiben, einen größeren Abstand zu wahren, um das Manövrieren von schwerem landwirtschaftlichem Gerät zu ermöglichen. Hier empfiehlt es sich, die zuständige Baubehörde zu konsultieren. Bei bebaubaren Grundstücken beträgt der Abstand zur Nachbargrenze normalerweise drei Meter.
Welche Seite des Zauns sollte dem Nachbarn zugewandt sein?
Wenn Zaunpfosten gesetzt werden müssen, sollten diese auf dem eigenen Grundstück platziert werden, sodass die „saubere“ Seite des Zauns zum Nachbarn zeigt.
Wenn beide Nachbarn zur Einfriedung verpflichtet sind, sollten sie sich auf die Seite des Zauns einigen. Die „Rückseite“ kann in Absprache mit dem Nachbarn auch bepflanzt und somit verdeckt werden.
Ist ein Sichtschutz im Garten erlaubt?
Die örtliche Baubehörde kann Informationen darüber geben, welcher Sichtschutz im Garten zulässig ist.
Die Regelungen variieren je nach Bundesland. Es ist wichtig sicherzustellen, dass der Zaun nicht das äußere Erscheinungsbild beeinträchtigt und den Nachbarn nicht unverhältnismäßig in seinem Lichteinfall beschränkt.
In vielen Bundesländern sind undurchsichtige Zäune nur bis zu einer Höhe von 1,50 Metern erlaubt, während einige Bundesländer bis zu einer Höhe von 1,70 Metern gehen.
Individuelle Vereinbarungen bezüglich Art und Höhe des Sichtschutzes können mit dem Nachbarn getroffen werden.
Wo darf der Zaun platziert werden?
Wenn beide Nachbarn für den Zaun verantwortlich sind, kann er direkt an der Grundstücksgrenze stehen. Wenn nur ein Nachbar zur Einfriedung verpflichtet ist, muss der Zaun auf seiner Seite der Grenze stehen.
Wenn sich neben dem Grundstück eine landwirtschaftliche Fläche befindet, müssen eventuell vom Bauamt festgelegte Abstände zur landwirtschaftlichen Fläche eingehalten werden.